Bericht zum „1. Runden Tisch Inklusion mit Partnerstädten“

Die Fachtagung begann am Freitag, den 01. Dezember gegen 09.00 in den weitgehend barrierefreien Räumen des Parkside in der Prüfeninger Straße und wurden von Frank Reinel, dem Inklusionsbeauftragten der Stadt Regensburg, eröffnet und moderiert.

Er erklärte das weitere Programm und begann mit der Vorstellung der Gastgeberstadt.

Regensburg

Regensburg besitzt mit etwa 20.000 Menschen (12,5% der Gesamtbevölkerung) einen relativ hohen Anteil mit Behinderung.
Die Stadt ist Studienort für etwa 31.000 Studenten verteilt auf 3 Hochschulstandorte.

Der Behindertenbeirat

Der Behindertenbeirat wurde 1981 gegründet und im Jahr 2002 in Beirat für Menschen mit Behinderung umbenannt, um dem als stigmatiesierenden empfundenen alten Namen die Schärfe zu nehmen. Der Beirat ist im Sozialreferat verankert und besteht aus dem Plenum mit etwa 50 Mitgliedern aus dem Kreis der Vereine, Organisationen und Behörden, die jeweils einen Delegierten entsenden und dem Arbeitsausschuss, der mit 7 Personen aus Verbänden die Aufgabe hat, Bauvorhaben, Nahverkehrsförderung und Medienarbeit zu koordinieren. Neben dem im Jahr 2016 erstmals veranstalteten Inklusionssporttag gehört auch der Ratgeber „Barrierefrei durch Regensburg“, der durch ein Ampelsystem die relative Barrierefreiheit signalisiert zu den Errungenschaften des Beirats.
Dieser Ratgeber wird derzeit in seine 3. Auflage und aufgrund veränderter technischer Möglichkeiten zusätzlich in eine App überführt.

Der Inklusionsbeauftragte

Rechtliche Grundlage des Inklusionsbeauftragten ist der §18 BayBGG (Bayerisches Gesetz zur Gleichstellung, Integration und Teilhabe von Menschen mit Behinderung, vormals
Bayerisches Behindertengleichstellungsgesetz – BayBGG)

Hauptaufgabenfelder sind

  • die Erarbeitung von Konzepten
  • die Beratung der Verwaltung
  • die Vernetzung innerhalb und außerhalb der Stadtgesellschaft

Zur Person

Frank Reinel

1981 Roth in Mittelfranken geboren

Besucht den Kindergarten in einer für damalige Zeiten neuartigen integrativen Gruppe der evangelischen Gemeinde.

Wird in eine „Inklusionsklasse“ der Grundschule eingeschult, bevor es diesen Begriff gab.

Wechselt erfolgreich an das nicht barrierefreie Gymnasium, das mit Tutorensystem den Weg zum Abitur bereitet.

Nach einem 2-semestrigen „Schnupperstudium“ Wechsel an die juristische Fakultät der Universität Regensburg

Berufliche Karriere beginnt in der Personalverwaltung der Uni Regensburg, führt als Rechtsanwalt in die Kanzlei Paluka-Sobola-Loibl in Regensburg und von dort weiter zur Katholischen Jugendfürsorge im Bereich rechtliche Betreuung und ähnliche Aufgabenfelder und schließlich in die aktuelle Stelle als Inklusionsbeauftragter der Stadt Regensburg.

Im Ehrenamt führt er als Bezirksvorsitzender des BVS Bayern e.V. die Sektion Oberpfalz.

Frank Reinel übergab nun an Thomas Kammerl von der Katholischen Jugendfürsorge und ehemaligen Projektleiter des Projekts „Regensburg Inklusiv“

Projekt Regensburg Inklusiv

Nach längerer Vorplanung und Mittelgewährung durch die Aktion Mensch startet das Projekt „Regensburg Inklusiv“ im Projektzeitraum 2012-2016 und wird dabei von Stadt Regensburg und OTH Regensburg finanziell und organisatorisch unterstützt. Zielsetzung ist die weitere Umsetzung des Art. 1 der UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 in Deutschland normative Wirkung entfaltet, also Gesetz und Grundlage weiterer Regelungen ist.

Kernelemente des Projekts waren Inklusionszirkel (Gesprächskreise) in den Bereichen:

  • Arbeit
  • Bildung
  • Wohnen
  • Freizeit (Sport, Kultur)

Ergebnisse:

  • Barrierefreie Stadtführung
    • Durch Kooperation des Stadtmarketings und der VHS entstandenes Angebot einer umfassend barrierefreien Stadtführung, die bis heute gebucht werden kann.
  • Expertengruppe Barrierefreiheit
    • Einführung einer Expertengruppe zur Barrierefreiheit, die Bauherren und Auftraggeber bei Umsetzung von Barrierefreiheit berät und die mit verschiedenen Formen der Behinderung vertraut ist.
  • Barrierefreies Theater
    • Ermöglichen von Theaterbesuchen für Menschen mit Behinderung durch bauliche und organisatorische Anpassung von Spielorten
  • Aktionstag barrierefreies Wohnen
    • Informations- und Motivationstag um Bauherren und Interessenten mit Konzepten des barrierefreien Bauens vertraut zu machen
  • Lokales Bündnis inklusiver Arbeitsmarkt
    • Bündnis von allen an der Umsetzung von barrierefreiem Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten interessierten Unternehmen, Behörden und Organisationen, die in der sogenannten „Regensburger Erklärung“ – einer Absichtserklärung mündete
  • Sag’s einfach
    • Projekt mit dem Ziel Kommunikation auch Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernschwierigkeiten sowie sensorischen Einschränkungen zu ermöglichen und so eine bessere Information aller Stadtbewohner zu erreichen. Das Projekt unterhält in der Nähe des Arnulfsplatzes ein eigenes Büro und kann unkompliziert zur Gestaltung von Schriftstücken angefragt werden.
  • Konzept „Inklusiv unterrichten – ganz praktisch“
    • Fortbildungsreihe um den inklusiven Unterricht an Schulen aller Art durch geeignete Unterrichtsmethoden und Lehrerfortbildung zu fördern

Weitere Vorhaben des Inklusionsbeauftragten

Muster einer “Toilette für Alle” gemäß https://www.barrierefrei.bayern.de/magazin/besucht-toiletten-fuer-alle.php

Auf Grundlage der Stellenbeschreibung für eine Sensibilisierung der Stadtbevölkerung und Verwaltung zu sorgen und die Stadtentwicklung hin zur Inklusion zu begleiten. Derzeit aktuelle Projekte umfassen den Neubau der Hauptfeuerwache, die Errichtung der neuen Grundschule West („Kreuzschule“) und die Fortentwicklung der öffentlichen Toiletten hin zu „Toiletten für alle“, die es in Deutschland bislang nur an 36 Standorten gibt und die, nach britischem Vorbild mit bislang rund 1.000 Installationen auch Möglichkeiten zur weiteren Körperpflege und erhöhtem Komfort, etwa durch Liegen und Lifter bieten sollen.

Die Vertiefung der Öffentlichkeitsarbeit etwa durch die Wiederholung der erfolgreichen Inklusionsmeile beim Bürgerfest 2017 im Jahr 2019.

Eine Fachveranstaltung „Stadt für Alle“ soll Arbeit, Leben, Freizeit die Diskussion in der Stadt rund um das Thema Inklusion voranbringen. Ein Aktionsplan mit konkretem Maßnahmenpaket soll zeitnah entwickelt und in Umsetzung gebracht werden. Hierbei wurde auf die aktuellen Aktionspläne und Entwürfe, die am Folgetag von Landkreis und Stadt Regensburg vorgestellt werden, verwiesen.

Nach diesem umfangreichen Informationsstrauß folgte die Übergabe an die Partnerstädte, die sich und ihre Ambitionen im Bereich Inklusion vorstellen, über die wir in Teil zwei berichten.

zu Teil 2

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